Neurowissenschaftler aus Tübingen und Japan klären bisher unverstandenes Prinzip: Winzige Augenbewegungen filtern ‚wichtige Reize‘ und melden sie ans Gehirn
Neurowissenschaftler aus Tübingen und Japan haben einen einfachen Mechanismus der ‚Aufmerksamkeit‘ aufgedeckt: Diese messtechnisch nicht fassbare Größe soll beschreiben, wie stark wir auf einen visuellen Reiz reagieren.
Ein internationales Team aus Neurowissenschaftlern des Werner Reichardt Centrums für Integrative Neurowissenschaften (CIN) der Universität Tübingen und des National Institute for Physiological Sciences (NIPS) in Okasaki erklärt den Mechanismus der ‚Aufmerksamkeit‘ nicht anhand unseres Sehsystems, sondern über den Rhythmus und die Richtung winziger Augenbewegungen, die wir ständig machen. Ihre Thesen und experimentellen Daten stellen sie in zwei zusammenhängenden Artikeln vor, die kürzlich im Fachjournal Frontiers in System Neuroscience erschienen sind. Ergebnisse aus vier Jahrzehnten Forschung erscheinen nun in einem gänzlich neuen Licht.
Gute Wissenschaft soll ’sparsam‘ sein, das heißt, sie soll ohne weitgehende Vorannahmen und Abstraktion auskommen. In der Neurowissenschaft gilt die ‚Aufmerksamkeit‘ als wenig sparsames Konzept: Sie ist quasi eine Art ‚Black Box‘, und welche Prozesse im Gehirn damit eigentlich gemeint sind, ist eine zentrale Frage in der Wahrnehmungsforschung.